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Gymnasium der Stadt Frechen

Eine Rezension zur Woyzeck-Aufführung am Gymnasium der Stadt Frechen

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Von Lilly Sommerfeld (Q1)

Wer nach einer guten und glaubhaften Inszenierung des Dramas Woyzeck sucht, der ist bei der Umsetzung der Theaterschule Aachen genau richtig. Auch wenn das Drama aus dem 19. Jahrhundert stammt, ist es dennoch sehr modern, politisch und umfasst eine Geschichte, in die sich jeder hineinversetzen kann. Unsere Schule hattedas Glück, eine Inszenierung des Dramenfragments der Aachener Schauspielerinnen und Schauspieler sehen zu dürfen. Aufgeführt wurde das Stück für die Jahrgangsstufen Q1 und Q2, die das Stück momentan im Unterricht behandeln.

Zunächst einmal ist die Raumnutzung unserer kleinen Bühne sehr gelungen. Sie erfolgt durch die Kulisse, einer Wand aus verschiedenen Segmenten, die sich zum Teil öffnen lassen, um andere Räume und Orte darzustellen, ohne die ganze Bühne für die kurzen Szenen im Woyzeck umstrukturieren zu müssen. Beispielsweise wird ein Gitterfenster durch Herunterklappen und farbigen Scheinwerfern mal zum Theater auf dem Jahrmarkt, zur Kneipe oder einfach nur zu einer schlichten Häuserwand. Ebenfalls werden verschiedene Räume durch simple sowie zweckerfüllende Requisiten erschaffen und charakterisieren zum Teil die Armut der Leute. Des Weiteren wird die Handlung und die gewünschte Atmosphäre durch Lichteffekte, z.B. rotem Licht kurz vor Maries Ermordung, zur Kreation einer bedrohlichen Stimmung sinnvoll unterstützt.

Im Mittelpunkt steht jedoch ganz klar die herausragende schauspielerische Leistung der Darsteller, allen voran die von Tobias Lange (Woyzeck), aber auch die von Stefan Peters, der den Hauptmann spielt oder die von Niko König als Doktor.

So nah die Interpretation dem Dramenfragment kommt, so glaubhaft wird auch die Figur des Woyzeck verkörpert, wie er sich mit meist starrem Blick immer weiter in seinem Wahn verhängt, mit einer gehetzten Art, die zu den vielen Dingen, die er erledigen muss, passt. Hinzu kommt das unterwürfige Verhalten gegenüber dem Hauptmann. In den richtigen Momenten mit einer impulsiven Stimme ausgestattet und einem hageren Körperbau, passt Tobias Lange perfekt in das Bild des gebeutelten Opfers aus der Unterschicht.

Neben Woyzeck erscheint auch der Hauptmann, wie man ihn erwarten würde. Demnach wirkt er, passend zu der ständigen Langeweile und Frustration über fehlende Beschäftigung, unsportlich und zeigt sich herablassend Woyzeck gegenüber. Sehr überheblich wirken auch seine betonten Ausrufe sowie seine authentischen Lachanfälle über Woyzecks Dummheit.

Darüber hinaus ist der Arzt, wie bei einer guten Vorführung zu erwarten, spießig und abgehoben, nicht nur durch Kleidung und Frisur, sondern auch durch sein Auftreten. Als forschender Wissenschaftler wirkt er gefühlskalt und empathielos. Umso merkwürdiger ist jedoch, dass er sich in einem anderen Moment auf das Niveau des Hauptmanns und der Dorfleute herablässt, indem er sich mit ihnen betrinkt. Allerdings ist dies vermutlich dem Versuch geschuldet, mit wenigen Akteuren auszukommen, da sich so die Lösung findet, wer Maries Leiche entdeckt.

Eine erweiterte Rolle erhält auch der Narr. In mehreren Szenen am Bühnenrand präsent, schlüpft er in die Rolle des Beobachters zu einer Gestalt, die voraus warnt. Gut gemeint ist sein Murmeln, leider ist es an vielen Stellen zu leise und daher unverständlich.

Alexandra Kuzmanovic verleiht als Marie dem Stück durch die dargestellte Verzweiflung sowie ihre heitere und leidenschaftliche Art Farbe. Dadurch wird ihr innerer Konflikt zwischen dem schuftenden Woyzeck und dem attraktiveren Tambourmajor hervorgehoben. Letzterer scheint nicht so kräftig und massig „wie ein Baum/Löw“, er wirkt eher eingebildet und etwas platt.

Zu guter Letzt folgt eine rein erfundene, abstrus wirkende Szene mit einer urteilsverkündenden Richterin, welche verdeutlicht, wie psychisch kranke Menschen damals angesehen und behandelt wurden.

Zusammenfassend lässt sich betonen, dass die Akteure während der gesamten Zeit auf der Bühne ihre Rollen überzeugend verkörpern, auch ist die Interpretation des Woyzeck durch die Theaterschule fesselnd. Was sowohl der Ausarbeitung der Handlung als auch dem schauspielerischen Können der Darsteller und ihrer Interaktionen auf der Bühne, einschließlich der praktikablen Kulisse, geschuldet ist. Ein Meisterwerk!